Das Stillen ist ein natürlicher Vorgang, keine Frage, allerdings klappt es nicht bei allen Frauen auf Anhieb oder über die komplette Stillzeit ohne Probleme. Diese können in ihren Ursachen sehr vielfältig sein und finden sich somit sowohl in körperlichen Gegebenheiten als auch in der Umgebung, Erkrankungen des Kindes oder die eine oder andere Störquelle in der mütterlichen Ernährungsform. Oftmals verlangen besonders Erstgebärende viel zu viel von sich und ihrem Körper und das Motto „ich MUSS doch stillen können", verursacht einen gewaltigen Leidensdruck, wenn es dann nicht gleich geht. Leider sind hier auch die Medien oder gute Freundinnen nicht ganz unschuldig an diesem Muss, denn zumeist ist alles Friede, Freude, Eierkuchen beim Kind anlegen. Glückselig lächelnde, saugende Babys, strahlende Mamas und schon ist die Illusion perfekt. Doch jede Mutter und jedes Neugeborene ist anders und unterliegt auch seinen ganz persönlichen Gegebenheiten, weshalb gerade am Anfang Stillprobleme fast schon normal sind. Wichtigstes Prinzip bei auftretenden Stillschwierigkeiten ist es zunächst die Ruhe zu bewahren und sich Rat und Hilfe bei seiner Hebamme oder dem Gynäkologen einzuholen. Auch Stillgruppen sind hervorragende Ansprechpartner, wenn das Baby plötzlich nicht mehr trinken will, die Milch scheinbar versiegt oder auch die Brust nur noch schmerzt. Im Folgenden finden sich die am häufigsten auftretenden Schwierigkeiten beim Stillen und wie man diese rasch gelöst bekommt.
Die mütterliche Brust vollführt eine biologische Glanzleistung, wenn sie schon zum Ende der Schwangerschaft hin Muttermilch produziert. Für die Brust ein zunächst ungewöhnlicher Zustand, der einige Zeit der Gewöhnung bedarf. Es kribbelt, fließt und zieht durch die Milchgänge, die Brüste werden immer größer und schwerer und so manch eine Mutter hat das Gefühl mit der kommenden Muttermilch gleich mehrere Kinder stillen zu können. Nun angesichts von Zwillingen dann ja auch real möglich. Handelt es sich nur um ein Neugeborenes, können die Veränderung der Brust und vor allem auch das Milcheinschießen nach ein bis drei Tagen recht schmerzhaft sein. Auch sind die Brustwarzen in den ersten Tagen oder Wochen noch nicht den festen Biss des kindlichen Kiefers gewöhnt, was ebenfalls unangenehm sein kann. Verständlich, dass man dann am liebsten nicht stillen würde, allerdings ist das keine Lösung, denn schon wenige Tage nach dem ersten Stillen, was gleich nach der Geburt der Fall ist, regulieren sich diese Startschwierigkeiten. Wichtig ist es trotzdem alle zwei bis vier Stunden das Baby an die Brust zu legen, damit der Milchfluss angeregt wird und sich die mitunter gestaute Brust entleeren kann.
Anderes sieht es natürlich dann aus, wenn es sich um eine Brustentzündung handelt. Diese ist wirklich fies, denn neben vollen und somit prallen und schmerzenden Brüsten, zeigt sich zumeist, dass der Milchstau dazuführt, dass selbst bei einem Ausstreichen der Brust mit der Hand kaum Milch austritt. Hier heißt es dann nicht nur Zähne zusammenbeißen, sondern aktiv Gegenmaßnahmen durchzuführen. Diese können mit dem alten Hausmittel der Quarkwickel einhergehen oder bei sehr massiven Problemen mit der Unterstützung von Medikamenten. Letztere unterliegen der Verschreibung des Gynäkologen, den man bei anhaltenden Schmerzen in den Brüsten auf jeden Fall aufsuchen sollte. Manchmal kann es allerdings auch sein, dass alle Maßnahmen keine deutliche Linderung bringen und dann wird es vermutlich der Fall sein, dass man notgedrungen Abstillen muss.
Normalerweise stehen die Brustwarzen nach vorne heraus und werden gerade auch beim Stillen ähnlich einem Sauger von dem Baby hervorgehoben und in den Mund genommen. Allerdings hat nicht jede Frau Brustwarzen, die sich in solch einer Form präsentieren, was sich zum Beispiel anhand der so genannten Schlupfwarzen sehr gut erkennen lässt. Diese sind in sich eingezogen und können folglich nicht richtig im Mund des Säuglings liegen. Dass dann Schwierigkeiten beim Stillen auftreten, weil das Baby anfängt zu schreien und um sich zu fuchteln, da es die Milchquelle so nah hat, aber nicht greifen kann, ist dann vollkommen natürlich. Abhilfe kann man sich dann als Mama auf zweierlei Arten schaffen. Zum einen gibt es Stillhütchen, die auf die jeweilige Brustwarze aufgesetzt werden und der herkömmlichen Brustwarze entsprechen. Saugt nun das Baby daran entsteht ein Druck in dem Hütchen, der dafür sorgt, dass die Milch „hochgepumpt" wird. Klappt auch das nur mühsam, dann bleibt schlussendlich noch die Milchpumpe, mit der man die Milch abpumpen und in ein Fläschchen füllen kann. Auch bei diesem Stillproblem ist die Hebamme eine kompetente Ansprechpartnerin, die auch beim Ausführen des Milchabpumpens bzw. Anlegen der Stillhütchen behilflich ist.
Alle Mütter, die schon ein erkältungsgeplagtes Baby zum Stillen auf dem Arm hatten, können ein Lied davon singen, wie schwierig sich dann die einzelne Stillmahlzeit gestalten kann. Das Baby umschließt mit seinen Lippen vollkommen die jeweilige Brustwarze, was bedeutet, dass es dann durch die Nase atmet. Ist diese nun durch einen Schnupfen verstopft, kommt es folglich zu einem Luftmangel des Kleinen, es lässt die Nahrungsquelle los und beginnt zu schreien, weil nun mal der Hunger plagt. Diese Prozedur kann sich über die komplette Stillmahlzeit hinziehen und ist für Mama und Kind ein nervlicher Gewaltakt. Abhilfe kann man sich hierbei durch einen Nasensauger für das Kind schaffen. Zwar keine angenehme Form des Reinigens für das Baby, aber wirksam und gerade vor dem Stillen eine gute und trotzallem sanfte Möglichkeit dem Kind eine freie Atmung zur Nahrungsaufnahme zu verschaffen. Auch Nasentropfen aus Kochsalzlösung sind gut geeignet, um die Nase des Kindes von dem zähen Schleim zu befreien, was sich durch das Auftragen von Transpulmin oder ähnlichen Medikamenten auf der Brust nochmals unterstützen lässt. Ein altes Hausmittel ist übrigens oftmals noch die schnellste und natürlichste Lösung: Die Muttermilch. Nur wenige Tropfen links und rechts in das Babynäschen geträufelt, verschafft ebenfalls Linderung und beinhaltet gleichzeitig auch noch eine natürliche desinfizierende Wirkung.
Bei diesem Stillproblem kann es sein, dass das Baby zu wenig Milch bekommt. Liegt es nicht an vorhandenen Schlupfwarzen, dann besteht die Möglichkeit, dass die Muttermilch nicht gehaltvoll genug ist und somit der Säugling trotz zwanzig Minuten je Brust stillen, noch Hunger hat und dann natürlich heftig protestiert. Gut feststellen kann man diese Ursache zum einen an dem Verhalten des Kindes selbst und auch an einer ausbleibenden Gewichtszunahme des Kindes. Zeigt es sich zum Beispiel, dass der Säugling nach ein oder zwei Tagen überhaupt nicht mehr an die Brust gelegt werden möchte und das Schreien hält an, kann man sich hier fast sicher sein, dass etwas nicht mit dem Milchfluss stimmt. Abklärung lässt sich dann sowohl beim Kinderarzt, dem Gynäkologen oder auch der Hebamme schaffen. Stellt es sich tatsächlich als wahr heraus, bleibt einem als Mutter dann zumeist nur das Abstillen und somit die Umstellung auf Flaschennahrung übrig, damit das Baby wieder richtig satt werden kann.
Als Mutter ist es oft erschreckend, wenn das Baby während oder kurz nach dem Stillen alles wieder erbricht. Das geschieht zudem meist in einem richtigen Schwall und sieht deshalb noch nach weit mehr aus als nur etwas Milch. Besonders magenempfindliche oder hektische Säuglinge zeigen solch ein Spei-Verhalten, dass sich dann darauf begründet, dass der kleine Magen auf die Nahrung Muttermilch an sich reagiert oder das Kind in seiner hungrigen Hektik einfach zu schnell und zu viel auf einmal an Milch eingesaugt hat. Tritt dieses Stillproblem ab und zu auf, ist das nicht weiter tragisch, allerdings sollte man lieber einen Kinderarzt aufsuchen, wenn das Spucken wirklich nach jedem Stillen auftritt. Schnell entsteht nämlich bei dem Kind ein starker Wasserentzug, der dann zu einer Austrocknung führen kann. Von dem ständigen Hunger und der Gewichtsabnahme ganz zu schweigen. Normalerweise legt sich jedoch das Speien mit dem Zeitpunkt in dem das Baby etwa drei Monate alt ist, da sich dann auch dessen Verdauungssystem an die Nahrungsaufnahme angepasst und somit darauf eingestellt hat.
Ein nicht selten auftretendes Stillproblem ist ein zu geringes Vorhandensein von Muttermilch. Während viele Frauen über soviel Milch verfügen, dass sie problemlos mehrere Kinder sättigen können, zeigt es sich jedoch bei einer hohen Zahl an jungen Müttern, dass da die Milch nur spärlich fließen will. Für das Baby ist das natürlich eine deutliche Einschränkung in Sachen Nahrungsaufnahme und kann neben einem ständigen Hungergefühl auch eine Gewichtsabnahme mit sich bringen. Als Mama hat man hier dann die Möglichkeit mit natürlichen Mittel nachzuhelfen, die in der Regel auch nicht lange auf ihre positive Wirkung warten lassen. Malzbier, Milchbildungstee oder auch weitere pflanzliche und somit risikofreie Mittel, regen die Milchproduktion wieder kräftig an. Ergänzend hierzu sollte man als Mutter auch für eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme sorgen und möglichen vorhandenen Stress abbauen. Letzterer kann nämlich durchaus zu einem Versiegen der Milch führen, da der Körper dann mit den Stresssymptomen zu kämpfen hat und die Milchherstellung erst mal beiseite schiebt. Helfen auch diese Mittel und Maßnahmen nicht weiter, dann ist wohl der Zeitpunkt des Zufütterns gekommen, das je nach Alter des Kindes mit Fläschchennahrung oder auch dem ersten Brei oder Gemüsegläschen vollzogen werden kann.
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.