Bis zu einem Alter von etwa fünf Monaten scheint das Baby alles und jeden interessiert zu beobachten und lässt sich zumeist auch ohne große Schwierigkeiten von Arm zu Arm reichen. Dann jedoch, von einem Moment zum anderen, kann es sein, dass der Säugling beim Anblick der Oma, Tante oder Nachbarin in ein bitterliches Weinen und Schreien ausbricht, was die betreffende Person natürlicherweise erst einmal nicht verstehen kann. Es kennt mich doch, wird dann folglich die unverständliche Aussage sein, aber die Tatsache dieser kindlichen Reaktion ist ein deutlicher Sprung in der Entwicklung. Der Säugling fremdelt!
Dieses Fremdeln kann bekannte Personen ebenso treffen als auch wildfremde Menschen, die dem Baby „zu nahe kommen". Angstvoll wird es zu weinen und schreien beginnen und lässt sich in der Regel nur von Mama, Papa oder auch einem Geschwisterkind beruhigen. Diese Personen kennt es von Geburt an, hört und sieht sie fast rund um die Uhr, vertraut ihnen, kennt deren Geruch und viele weitere für das Baby wichtiger „Sicherheitsfaktoren" kommen bei dieser Thematik zum Tragen. Kommt nun eine „fremde" Person in dessen Nähe und will es auch noch auf den Arm nehmen, zeigt das Baby mit seiner Reaktion, dass es lernt zwischen den Menschen in seinem Leben zu unterscheiden. Mag das Fremdeln für viele Betroffene auch nicht besonders angenehm sein (unter der Betrachtung der eigenen Gefühle), ist diese Phase wichtig für die kindliche Entwicklung. Interessanterweise zeigen Babys gegenüber anderen Babys und Kleinkindern dieses Fremdeln nicht, im Gegenteil, denn zumeist betrachten sie ihr Gegenüber hoch interessiert und „flirten" regelrecht mit den „Gleichgesinnten".
Für alle betroffenen Oma, Opas, Tanten, Freunde der Familie oder andere Personen, die in das noch junge Leben des Säuglings treten, gibt es allerdings einen Trost: Im Alter von etwa 12 Monaten wird diese Fremdel-Phase wieder nachlassen und das Baby sich freuen, dass es auf dem Schoß der Oma spielen oder mit dem Opa durch die Wohnung krabbeln darf.
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.