Kiefer- und Zahnfehlstellungen lassen sich am leichtesten bei Kindern etwa ab dem 10. oder 11. Lebensjahr durchführen. Zu diesem Zeitpunkt wird das Milchgebiss bereits durch die „zweiten“ Zähne ersetzt. Nur in Ausnahmefällen setzt eine Behandlung früher ein.
Zahnärzte und Krankenkassen klassifizieren die Norm-Abweichungen nach KIG, kieferorthopädischen Indikationsgruppen. KIG 1 und 2 beschreiben leichte Fehlstellungen, die vor allem das Aussehen beeinträchtigen. KIG 3 bis 5 beinhalten tiefgreifende, medizinische Korrekturen.
Bei jeder Zahnfehlstellung gibt es natürlich graduelle Unterschiede. Kieferorthopäden und Zahnärzte sprechen bei der Bestimmung von Angle-Klassen. Der Grad der Abweichungen von der gesunden, normalen Zahnstellung bestimmt die Risiken für Zahngesundheit, Gebissfunktion und Aussehen.
Einige dieser Phänomene vererben sich bis zu einem gewissen Grad. Andere ergeben sich aus Wachstumsstörungen.
Ohne Korrektur könnte es beispielsweise zu folgenden Problemen kommen:
Die Expertenmeinungen dazu sind geteilt: Nach aktuellsten Forschungsdaten hat die kieferorthopädische Behandlung nur begrenzten Einfluss auf einen Teil der aufgelisteten Probleme. Ob sie jeweils Sinn macht, ist vorab gründlich zu bedenken. Eltern sollten vor der Entscheidung für eine Behandlung unbedingt eine zweite Meinung einholen.
Diese Anomalien bei Zahnstand und Kiefer kommen vor:
Ein Missverhältnis von Ober- und Unterkiefer zueinander führt dazu, dass die oberen Schneidezähne weiter als zwei Millimeter vor den unteren liegen. Sind Schneidezähne schief und nach innen gekippt, entsteht Druck auf die Gegenspieler im Unterkiefer. Auch weitere Schräg- und Kipppositionen sind möglich.
Hier bedecken die oberen Schneidezähne die unteren. Zugleich sind die oberen Schneidezähne nach innen verkantet und berühren das Zahnfleisch. Hier drohen Funktionsstörungen im Kiefergelenk und eine Rückbildung des durch Kontakt belasteten Zahnfleisches.
In diesem Fall ist der Unterkiefer etwas zu lang für den Oberkiefer. Reichen die unteren Schneidezähne beim Zubeißen über die oberen, spricht der Zahnarzt von frontalem Kreuzbiss.
Schiefe, schräge oder gar gedrehte Zähne scheinen sich im Kiefer zu drängen, oder es klaffen auffallende Lücken. Häufig bleiben Zähne im Kiefer stecken anstatt vollständig herauszuwachsen.
Bei einem primären Engstand passen Kiefer und Zähne in der Größe nicht zusammen. Dies ist Sache der Veranlagung. Ein sekundärer Engstand liegt vor, wenn die Seitenzähne des Milchgebisses zu früh verlorengehen: In die entstandene Lücke rückt der erste große Backenzahn nach und nimmt den nachkommenden Front- und kleinen Backenzähnen den Platz weg. Hier kann der Zahnarzt mit einem Lückenhalter vorbeugen. Ein tertiärer Engstand tritt erst im frühen Erwachsenenalter auf. Ursache ist eine Wachstumsstörung im Unterkiefer.
Sie entstehen durch ungleichmäßiges Durchbrechen der zweiten Zähne, aber auch durch Zahnverlust: Unfälle, Karies oder fehlende Zahnanlage lassen unschöne, die Funktion störende Lücken entstehen.
Sehr selten tritt eine Zahnüberzahl (Hyperdontie) auf. Die störenden, überzähligen Zähne müssen entfernt werden, wenn sie die benachbarten Zähne beiseite drücken oder beschädigen.
Einzelne Zähne liegen bereits schief im Kiefer. Sie dringen nicht richtig an die Oberfläche. Entsprechend können sie ihre Aufgabe nicht übernehmen, drücken auf Nachbarzähne und beschädigen diese.
In diesem Fall treffen die seitlichen Zähne nicht exakt aufeinander, weil Ober- und Unterkiefer nicht zusammenpassen.
Den Betroffenen ist es nicht möglich, die „Zähne zusammen zu beißen". Kauen und Sprechen leiden darunter, das Wachstum der Kiefer wird beeinträchtigt.
Je nach dem Grad der zu erwartenden Beeinträchtigung ist eine möglichst frühzeitige kieferorthopädische Behandlung angezeigt. Diese nimmt meist mehrere Jahre in Anspruch und kann hohe Kosten verursachen. Zahnspangen und -schienen etwa können mit mehreren tausend Euro zu Buche schlagen. Der Abschluss einer Zahnzusatzversicherung kann die Kosten einer kieferorthopädischen Behandlung, die über den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkasse hinausgehen, abdecken.
Ob eine Zahnzusatzversicherung für Kinder wirklich notwendig ist, darüber sind die Meinungen geteilt. Erfahrungswerte aus dem Familienkreis lassen schon beim Kleinkind eine vorsichtige Risiko-Einschätzung zu. Auch der Rat eines Kinderarztes kann helfen, eine richtige Entscheidung zu treffen.
Verbraucherzentralen oder die Stiftung Warentest unterstützen mit Online-Vergleichstools und persönlicher Beratung. Sie helfen Eltern, eine Entscheidung zu treffen und bei einem gewünschten Abschluss den richtigen Anbieter zu finden.
Kassenzahnärztliche Bundesvereinigung (KZBV) – Häufige Fehlstellungen: https://www.kzbv.de/haeufige-fehlstellungen.315.de.html (online, letzter Abruf: 21.12.2021)
ZWP Online, Dr. med. dent. Henning Madsen – Die deutsche Kieferorthopädie im Licht der Versorgungsforschung:
https://www.zwp-online.info/fachgebiete/kieferorthopaedie/grundlagen/die-deutsche-kieferorthopaedie-im-licht-der-versorgungsforschung (online, letzter Abruf: 21.12.2021)
Vergleich.de (Gesellschaft für Verbraucherinformation) – Wie sinnvoll ist eine Zahnzusatzversicherung für Kinder?:
https://www.vergleich.de/zahnzusatzversicherung-kinder.html (online, letzter Abruf: 21.12.2021)
Kita.de – Zahnzusatzversicherung für Kinder: Wie sinnvoll ist diese Zusatzversicherung?: https://www.kita.de/wissen/kinder-zahnzusatzversicherung/ (online, letzter Abruf: 21.12.2021)
aktualisiert am 13.01.2022