Von Enuresis spricht man, wenn Kinder nach Vollendung des vierten Lebensjahrs immer noch Einnässen. Tagsüber sind die Kinder meist in der Lage ihre Blase zu kontrollieren, in der Nacht geht aber noch unkontrolliert Urin ab. Man unterscheidet zwischen Enuresis diurna, die Kinder sind auch tagsüber noch nicht ganz trocken, und Enuresis nocturna, das Einnässen in der Nacht. Des Weiteren unterscheidet man zwischen der primären und der sekundären Form der Enuresis. Bei der sekundären Enuresis war das Kind schon über einen Zeitraum von mehr als sechs Monaten trocken, bevor das Einnässen erneut begann. Bei der primären Form des Einnässens, war das Kind zu keiner Zeit trocken. Dies kann verschiedene Ursachen haben.
Häufig ist die Enuresis in seelischen und nicht in körperlichen Ursachen verankert. Hier kann das Einnässen durch gezieltes Training oder einer Verhaltenstherapie unter Kontrolle gebracht werden. Liegt allerdings eine organische Ursache vor, muss die Grunderkrankung erkannt und behandelt werden. Oftmals liegt eine Entwicklungsverzögerung vor. Die Nerven der Blase sind noch nicht ausgebildet und das Kind spürt den Harndrang gar nicht. In diesem Fall findet man häufig eine familiäre Häufung der Ursache. Meist hatte ein Elternteil in der Kindheit die gleichen Probleme. Hier kann nur abgewartet werden, bis die Entwicklung des Körpers die Ursache von selbst behebt.
Auch eine Hormonstörung kann als Grund für das Einnässen vorliegen. Die Produktion des Hormons ADH, das den Wasserhaushalt im Körper reguliert, ist noch nicht im Gleichgewicht und sorgt daher für eine vermehrte Urinausscheidung in der Nacht. Dies reguliert sich meist ebenfalls mit der körperlichen Entwicklung des Kindes.
Viele Kinder trinken abends zu viel, bevor sie ins Bett gehen, oder haben ein Fläschchen am Bett, damit sie nachts Flüssigkeit zu sich nehmen können. Dies wirkt beim Einschlafen auf viele Kinder beruhigend, sorgt aber dafür, dass die Blase sich nachts füllt und das Kind im Tiefschlaf den Harndrang nicht kontrollieren kann und einnässt. Diese Ursache kann schnell behoben werden, indem das Kind vor dem Schlafengehen nur noch kleine Mengen trinkt und nachts auf das Fläschchen verzichtet.
Körperliche Störungen, die zum Einnässen führen, liegen meist schon seit der Geburt vor. Bei der funktionellen Blasenentleerungsstörung sind die Nerven, die die Blase und die Muskeln innervieren, noch nicht vollständig ausgebildet. Die Kinder spüren nicht, dass die Blase sich entleeren muss.
Bei Fehlbildungen der ableitenden Harnwege, ist bei Jungs meist die Urethralklappe gestört. Betroffene Kinder haben Schwierigkeiten beim Wasserlassen und immer eine volle Blase, weil der Urin nicht gestaut wird. Hier muss die Urethralklappe durch einen kleinen Eingriff entfernt werden. Bei Mädchen gibt es ebenfalls eine Vielzahl an Fehlbildungen in den Harnwegen, die dafür sorgen, dass immer wieder kleine Mengen an Urin abgehen, bzw. die Blase nicht kontrolliert werden kann. Für die Abklärung der Grundursache muss ein Urologe aufgesucht werden.
Kinder, die aufgrund einer Entwicklungsstörung Einnässen, lassen nachts meist große Mengen an Urin abgehen. Passiert dies in weniger als drei Nächten pro Woche, handelt es sich um eine leichte Form der Enuresis nocturna. Hier ist charakteristisch, dass die Blase tagsüber kontrolliert werden kann. In belastenden Situationen ist es normal, wenn Kinder bis zum achten Lebensjahr ab und an Einnässen. Um dieses normale Verhalten von einer krankhaften Blasenfunktionsstörung abzugrenzen, kann Folgendes beobachtet werden:
Diese Symptome treten auf, wenn der Schließmuskel der Blase und die Blasenmuskulatur noch nicht genügend ausgebildet sind und das Kind die Funktion noch nicht kontrollieren kann. Oftmals sind wiederkehrende Blasenentzündungen verantwortlich für eine Funktionsstörung. Hier findet das Einnässen nicht nur in der Nacht, sondern auch am Tage statt. Es ist wichtig, die Ursache ärztlich abklären und eine gründliche Untersuchung durchführen zu lassen. Spürt das Kind Schmerzen oder ein Stechen während des Urinierens in den Harnwegen, kann es sich um eine Blasenentzündung handeln. Diese muss unbedingt ordentlich behandelt werden, da sonst die Bakterien in die Niere aufsteigen und eine Nierenentzündung verursachen können. Blasenentzündungen können chronifizieren, wenn die Bakterien bei einer medikamentösen Therapie nicht vollständig abgetötet wurden.
Urologische Untersuchungen sind unbedingt notwendig, damit die Ursache des Einnässens geklärt werden kann. Hierfür kommen folgende Untersuchungsmethoden infrage.
Dem Kind kann mit psychotherapeutischen Maßnahmen die Kontrolle über die Blase beigebracht werden.
Zur hygienischen Verbesserung können Gummiunterlagen gekauft werden, die dafür sorgen, dass die Matratze trocken bleibt.
Sogenannte Klingelhosen und Klingelunterlagen sorgen dafür, dass das Kind beim nächtlichen Urinabgang geweckt wird und somit lernt, auf die Toilette zu gehen. Der Einsatz dieser Mittel sollte aber nicht länger als acht Wochen betragen, da Klingelhosen und Klingelunterlagen auch für Schlafstörungen sorgen können.
Medikamentöse Therapien werden je nach Ursache des Einnässens vom Arzt verschrieben.
Letzte Aktualisierung am 23.08.2012.