Das Dreitagefieber (Exanthema subitum, roseola infantum) ist eine relativ harmlose Viruserkrankung. Sie betrifft fast ausschließlich Kinder im Alter von sechs Monaten bis drei Jahren befällt. Das Dreitagefieber wird durch das Humane Herpesvirus 6, gelegentlich auch durch das Humane Herpesvirus 7 ausgelöst und tritt meist im Frühjahr oder Herbst auf. Das Virus verursacht bei den Infizierten Fieber über drei bis fünf Tage sowie einen darauffolgenden Ausschlag (Exanthem), weshalb die Krankheit auch unter dem Namen Exanthema subitum bekannt ist. Etwa zehn Prozent der erkrankten Kinder entwickeln zudem Fieberkrämpfe. Der Dreitagefieber ist die häufigste Exanthemerkrankung im ersten Lebensjahr und kommt weltweit vor.
Verursacht wird das Dreitagefieber durch das Humane Herpesvirus 6 (HHV6), gelegentlich auch durch das Humane Herpesvirus 7. Die Viren gehören zur großen Gruppe der Herpesviren, von denen sehr viele unterschiedliche Typenvarianten bekannt sind. Die Viren werden durch Tröpfcheninfektion, also beim Husten, sprechen und Niesen übertragen und befallen zuerst die Schleimhäute der Betroffenen, um dann von dort aus bestimmte Abwerhzellen des Körpers, so genannte T-Lymphozyten, anzugreifen. Nachdem die Erkrankung abgeklungen ist, bleibt das Virus lebenslang im Körper, meist in den Speicheldrüsen (latente Infektion), ohne weitere Symptome zu verursachen. Diese Eigenschaft versteckt im Körper zu verharren ist typisch für die Herpesviren und könnte mit dem Untertauchen eines Unterseebootes verglichen werden: an der Oberfläche von Organen oder Schleimhäuten ist das Virus nicht mehr zu sehen, also werden auch keine Abwehrmechanismen mehr gegen den Erreger aktiviert.
Nur wenn die Abwehrlage schlecht ist, der Betroffene unter großem Stress steht oder gerade andere Erkrankungen durchmacht, kann das Virus reaktiviert werden. Diese erneute Aktivierung aus dem schlafenden (latenten) Zustand verläuft jedoch im Falle des Humanen Herpesvirus 6 oder 7 für den Betroffenen meist unbemerkt. Der Erkrankte ist dann jedoch in der Lage, andere Personen mit dem Virus anzustecken. Hat man die Infektion mit dem Humanen Herpesvirus 6 einmal durchgemacht, hat man meist einen lebenslangen Schutz vor einer weiteren Erkrankung am Dreitagefieber. Nur Personen mit stark geschwächtem Immunsystem, wie Krebs-Patienten oder Personen, die eine Chemotherapie durchmachen, können erneut am Dreitagefieber erkranken.
Symptome
Die mit dem Virus infizierten Kinder bekommen nach einer Inkubationszeit von 5 bis 15 Tagen, also dem Zeitraum von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung, hohes Fieber, das bis auf 41 Grad ansteigen kann. Dieses Fieber hält meist drei bis fünf Tage an, in seltenen Fällen kann es auch bis zu acht Tagen andauern. Der Allgemeinzustand der Kinder ist dabei verhältnismäßig gut, sie sind oft nur wenig beeinträchtigt und nur selten kommen Begleitbeschwerden wie beispielsweise Durchfall, Lymphknotenschwellungen am Hals oder eine Mittelohrentzündung (Otitis media) hinzu. Es kann jedoch im Rahmen der hohen Temperatur bei einigen erkrankten Kindern zu Fieberkrämpfen kommen.
Vor allem Säuglinge sind davon betroffen. Es handelt sich dabei um eine harmlose Form von Krampfanfällen, die zunächst an epileptische Anfälle erinnern. Durch das Fieber wird die Krampfschwelle im Gehirn herabgesetzt und die erkrankten Kinder können leichter einen Anfall erleiden. Etwa acht bis zehn Prozent aller Kinder, die am Dreitagefieber erkranken, entwickeln im Laufe der Fieberphase einen solchen Fieberkrampf, der in der Regel nicht länger als 10 Minuten andauert. Ein Fieberkrampf ist jedoch meist kein Grund zur Besorgnis, da beim Abklingen des Fiebers auch kein Krampfanfall mehr auftritt. Haben Kinder im Rahmen der Fieberspitzen einen Krampfanfall erlitten, ist ein Wiederauftreten von Fieberkrämpfen bis zum fünften Lebensjahr jedoch wahrscheinlicher als bei anderen Kindern. Das heißt, wenn die Kinder erneut Fieber bekommen, können sie auch einen weiteren Fieberkrampf entwickeln.
Im Rahmen des Exanthema subitum fällt das Fieber im Normalfall nach drei bis vier Tagen sehr schnell wieder ab. Mit dem Absinken der erhöhten Temperatur, entwickeln die Kinder einen blassroten, kleinfleckigen Ausschlag, der oft an Röteln erinnert (rubeoliformes Exanthem). Meist tritt es im Nacken und am Oberkörper auf. Das Gesicht ist nur in wenigen Fällen betroffen. Der Ausschlag bildet sich nach etwa zwei bis drei Tagen wieder zurück. In wenigen Fällen können die Kinder auch den beschriebenen Ausschlag entwickeln, ohne zuvor die Fieberphase durchzumachen.
In den meisten Fällen ist der Verlauf der Erkrankung für den Arzt schon wegweisend, um die Diagnose Dreitagefieber zu stellen. Durch eine Blutuntersuchung kann außerdem zunächst ein Anstieg der weißen Blutkörperchen (Leukozytose) in der Fieberphase beobachtet werden, der, wenn sich der Ausschlag ausbildet, in einen ein Rückgang der Abwehrzellen (Leukopenie) übergeht. Zwei Wochen nach der Erkrankung sind auch spezifische Antikörper gegen das Herpesvirus im Blut nachweisbar.
Während der Fieberphase sollte ausgeschlossen werden, dass das Kind nicht an einer anderen, komplizierteren, fieberhaften Infektionskrankheit, wie einer Blasenentzündung (Zystitis), Mittelohrentzündung (Otitis media), Lungenentzündung oder Hirnhautentzündung leidet. Gerade beim Auftreten von Fieberkrämpfen sollte der Arzt sicher gehen, das keine Hirnhautentzündung (Meningitis) vorliegt. Dazu muss er möglicherweise eine Probe von Hirnwasser (Liquor cerebrospinalis) entnehmen, um dieses auf Bakterien zu untersuchen. Diese Liquorprobe wird gewonnen, indem auf der Höhe der Lendenwirbelsäule mit einer Punktionsnadel zwischen den Dornfortsätzen der Wirbel eingestochen wird. Dort kann man auf eine für das Kind ungefährliche Weise Hirnwasser entnehmen. Sind keine Bakterien im Liquor zu finden, kann man davon ausgehen, dass das Kind auch keine Meningitis hat. Aufgrund des Hautausschlags wird das Dreitagefieber oft auch mit Masern oder Röteln verwechselt.
Bei Viruserkrankungen, wie dem Dreitagefieber, steht die symptomatische Therapie an erster Stelle. Das heißt, man achtet vor allem darauf, dass das Kind genügend trinkt, da beim Fieber vor allem viel Flüssigkeit verloren geht. Man kann unter Umständen auch versuchen, das Fieber durch Medikamente wie Paracetamol oder Ibuprofen zu senken, oder alternativ dem Kind Wadenwickel zu machen. So kann auch die Gefahr für einen Fieberkrampf reduziert werden. Beim auftreten von Fieberkrämpfen können bei Bedarf auch antiepileptische Medikamente (wie Diazepam) als Zäpfchen gegeben werden.
Eine Schutzimpfung gegen das Dreitagefieber existiert bislang nicht. Die Krankheit hinterlässt jedoch einen lebenslangen Schutz vor einer erneuten Erkrankung am Dreitagefieber. Vorbeugende Maßnahmen zum Schutz vor einem Exanthema subitum sind nicht bekannt, sind jedoch aufgrund der niedrigen Komplikationsrate der Erkrankung auch nicht notwendig.
Das Dreitagefieber heilt meist von alleine und ohne Folgen nach einigen Tagen wieder aus. Die Prognose ist sehr gut. Auch die Fieberkrämpfe hinterlassen keine Schäden. Zudem kann das Dreitagefieber auch unbemerkt auftreten oder erst durch den typischen Ausschlag auffallen. Eine Infektion mit den auslösenden Herpesviren hinterlässt im Normalfall eine lebenslange Immunität.
Letzte Aktualisierung am 08.03.2021.