Seit dem letzten „Grenzstein" hat sich viel bei den Kleinkindern verändert, ihre Fähigkeiten sind um ein Vielfaches mehr geworden. Im Gegensatz zu früher, können die Kinder jetzt zwischen eigen und fremd unterscheiden. Sie erkennen, zum Beispiel ihre eigenen Kleider wieder. Die Eltern können daher ihre Kinder von jetzt an anweisen, was sie zum anziehen holen sollen. Bald entwickeln die Kinder dann auch einen eigenen Geschmack, der oft tatsächlich etwas „eigen" ist. Aber nur so lernen die Kinder, was passend zum herrschenden Wetter angezogen wird. Die Eltern sollten daher auch nur in sehr unpassende Kleiderkombinationen eingreifen.
In dieser Zeit spielt das Erkennen die Hauptrolle in der Weiterentwicklung. Die Kinder können begreifen, was zusammen gehört, das heißt ,sie lernen zu sortieren. Auch erkennen sie ihnen bekannte Orte wieder, das Haus von einem Freund zum Beispiel. Wenn sie Bilderbücher anschauen, erkennen sie ausgeübte Tätigkeiten wieder und spielen diese nach. Sie können beschreiben, dass der Bauer auf dem Bild seine Tiere füttert und wenn sie dann in der realen Welt Kühe sehen, erkennen sie diese wieder. Von ganz großer Bedeutung ist die Erkenntnis, das es zwischen „eins" und „viel" einen Unterschied gibt. Denn Zahlen sind nichts, was die Kinder materiell greifen können, sie existieren nur in unseren Köpfen und sind daher sehr schwer für kleine Kinder zu begreifen.
In der Zwischenzeit sind aus den paar wackeligen Schritten, die das Kind bisher schaffte, ganze fünfzehn Meter sicheren Laufens geworden. Zwar kommen die Kinder noch öfter ins Straucheln, aber im Großen und Ganzen laufen sie schon ganz gut. Sogar Treppen können sie steigen, in dem sie immer einen Fuß auf die nächste Treppenstufe setzen und dann den andern nachziehen. Das machen sie treppauf wie treppab mit dem gleichen System. Ihre Sicherheit beim Laufen und auch der Fortschritt in der Entwicklung des Gleichgewichtsinns demonstrieren die Kleinen,in dem sie gerne von der letzten Stufe herunter springen oder mit etwas Anlauf über einen aufgemalten Strich springen.
Das Handgeschick der Kleinen ist so weit fortgeschritten, dass sie größere Perlen auf einen Faden auffädeln können. Sie können mit dieser verfeinerten Motorik bald auch Bonbons aus dem Papier heraus lösen. Beim malen beginnen die Kinder, Menschen zu zeichnen, die einen sehr großen Kopf haben und nur einen aus ein paar Strichen bestehenden Körper. Auf den Bildern erscheinen nun auch ein Haus mit Fenstern und einer Tür. Diese Bilder zeigen, dass die Kinder ihre Umgebung nicht nur wahrnehmen, sondern auch in ihrem Kopf haben und nach ihrem Geschmack verändern.
Aus anfänglich ein paar Wörtern, sind mittlerweile so viele hinzugekommen, dass sich das Kind schon ganz gut unterhalten kann. Erst bildet es so genannte Viersilbensätze und dann die ersten Dreiwortsätze. Sie erkundigen sich neugierig nach allem was sie sehen und einer ihrer liebsten Sätze ist dann bald „Was ist das?". Beim Spielen ahmen sie die Gespräche und Erklärungen der Eltern nach, sie erklären ihrer Puppe oder dem Teddy, was er sieht und fragen ihn nach Hunger und Durst.
Langsam bekommen die Kleinen einen Eindruck von der Zeit, das heißt sie verstehen langsam, dass es ein Heute und Morgen gibt. So verwenden die Kinder in ihren Gesprächen dann irgendwann Wörter wie, „gleich, wieder, noch nicht, bald". Schwierige Laute wie r, s, sch und vor allem x, z werden immer mehr verwendet und dabei geübt. Zu Anfang klingen gerade x und z noch nicht wie bei einem Erwachsenen, aber mit der Zeit bekommen die Kinder immer mehr Geschick dafür.
Das kindliche Gehirn unterliegt einem ständigen Auf-, und Umbau der Verknüpfungen der Nervenenden. Diese Verknüpfungen erlauben es dem Kind, immer mehr an Eindrücken verarbeiten zu können. Es versteht immer mehr von dem, was andere Menschen von ihm erwarten und ihm erklären. Jetzt ist das Kind in der Lage, zwei Anweisungen auf einmal zu befolgen, wie zum Beispiel „ Hol bitte den Pulli und den Schal." Auch mit doppelten Ortsangaben kann das Kind was anfangen. So kann es zum Beispiel erklären, dass es ein bestimmtes Spielzeug nicht nur zuhause gibt, sondern auch bei Oma und Opa. Die Fähigkeit, sich mehrere Dinge auf einmal zu merken ist ein wichtiger Entwicklungsschritt des Kindes. Zu diesem Zeitpunkt kann sich das Kind bis zu sechs Gegenstände merken, zum Beispiel Körperteile wie "Hand, Fuß, usw."
Ein ganz großer Schritt wird in diesem Lebensalter von den Kindern vollbracht. Sie erkennen sich selbst, das heißt sie bekommen ein „Ich-Bewusstsein". Die Eltern erkennen diesen Sprung, da die Kleinen plötzlich in der „Ich-Form" von sich selber zu sprechen beginnen. Diese neue Erkenntnis führt allerdings auch dazu, dass die Kinder ein anderes Gefühl für sich selber bekommen und jetzt durchaus auch eifersüchtig auf andere reagieren können. Hier ist etwas Fingerspitzengefühl von den Eltern gefragt. Sie müssen dem Kind beibringen, dass es nicht immer die volle Aufmerksamkeit für sich haben kann. So lernen die Kinder dann auch das Teilen mit anderen und zu warten, bis sie an der Reihe sind. Ansonsten begeistert sich das Kind dafür, möglichst viel in Kontakt mit anderen Menschen zu sein. Aufträge werden gerne entgegengenommen und es versucht auch, durch Eigeninitiative andere zu begeistern und zum Lachen zu bringen.
Letzte Aktualisierung am 28.10.2009.