Eine Mandelentzündung ist eine Entzündung der Tonsillen (Gaumenmandeln), die durch Streptokokken verursacht wird. Meist sind Schulkinder von dieser Erkrankung betroffen. Innerhalb der Schule verbreitet sich diese Krankheit rasch unter den Schülern, da sie sehr anstreckend ist.
Gaumenmandeln sind für die Immunabwehr im Kindesalter verantwortlich. In den ersten drei Entwicklungsjahren des Kindes nehmen sie an Volumen zu und werden dann nach der Pubertät wieder kleiner. Dies liegt daran, dass sich das Immunabwehrsystem bis dahin ausgebildet hat und die Tonsillen nicht mehr benötigt.
Die häufigste Ursache für die Mandelentzündung ist eine Erkrankung mit Bakterien. Hier sind es die Streptokokken der Gruppe A, die die Gaumenmandeln besonders attackieren und eine Entzündung verursachen können. Die Bakterien werden durch Tröpfcheninfektionen übertragen, daher breiten sie sich in Schulen und Kindergärten besonders schnell aus.
Nach einer Inkubationszeit von einigen Tagen klagen die betroffenen Kinder über Halsschmerzen und Schluckbeschwerden. Oftmals strahlen die Schmerzen auch ins Ohr aus. Es kommt zu einem schlechten Allgemeinzustand und Fieber. Die Sprache klingt belegt und gedämpft. Nach ein bis zwei Wochen ist die Mandelentzündung meist komplett überstanden. Doch können sich auch Folgeschäden und Komplikationen einschleichen.
Das Rheumatische Fieber: Der Körper bildet Antikörper gegen Zellmaterial der Streptokokken und körpereigenen Zellen. Infolge kommt es zu einer Herzentzündung, Knötchenbildungen unter der Haut und Gelenkschmerzen. Das Herz kann nach einer Streptokokkeninfektion so geschädigt werden, dass sich ein Herzklappenfehler ausbildet.
Die Chorea Minor: Nach einer durchgemachten Mandelentzündung entwickelt das Kind unkontrollierte Muskelbewegungen, bei denen besonders die Hände und das Gesicht betroffen sind. Die Ursache liegt darin, dass die Streptokokken sich im Gehirn abgelagert haben und dort die Feinmotorik stören. Hält das Kind strickte Bettruhe ein, lösen sich die Symptome meist nach einigen Wochen wieder auf.
Poststreptokokken Glomerulonephritis: Einige Wochen nach der Streptokokkeninfektion können sich auch Spätfolgen im Nierenbereich ausbilden. Hier werden die kleinen Nierenkörperchen (Glomeruli) von den Streptokokken befallen und entzünden sich. Die Folge ist, dass die Blut-Harn-Schranke beschädigt wird und wichtige Bestandteile, die mit dem Blut transportiert werden, mit dem Urin ungewollt ausgeschieden werden. Durch die Störung der Wasserregulation kommt es zu Wassereinlagerungen (Ödemen) und erhöhtem Blutdruck.
Bei der Untersuchung fallen meist die geschwollenen Lymphknoten und die geröteten Gaumenmandeln mit weißen Belegen auf. Die Blutkörperchen sind im Blutbild erhöht, was als Entzündungszeichen gewertet werden darf. Ein Schnelltest kann den Nachweis von Streptokokken der Gruppe A bringen. Differenzialdiagnostisch müssen Viruserkrankungen, Angina Tonsillares, Pfeiffersches Drüsenfieber, Scharlach und Diphterie ausgeschlossen werden. Hinter jeder Schwellung kann sich auch ein bösartiger Tumor verstecken. Diese Ursache sollte daher auch untersucht und ausgeschlossen werden.
Die Therapie ist abhängig von dem Erreger. Bei Streptokokken der Gruppe A ist die Standardtherapie Penicillin für mindestens eine Woche. Handelt es sich um einen anderen bakteriellen Erreger, wird der Arzt ein besser wirkendes Antibiotikum verschreiben. Diese Therapie muss bis zum Ende gründlich eingenommen werden, da sich sonst Resterreger im Rachenraum befinden können und immer wieder eine Mandelentzündung auslösen können. Die Folge könnte eine chirurgische Entfernung der Mandeln sein, was die Entwicklung des Immunsystems allerdings empfindlich stört.
Letzte Aktualisierung am 23.08.2012.