Die Bezeichnung „Autogenes Training" leitet sich von den griechischen Begriffen „auto" = „selbst" und „yévvaw" = „erzeugen" ab. Autogenes Training wird heute vor allem als eine Form der Entspannungstechnik angewandt, die auf der Technik der Autosuggestion basiert. Es wurde vom Berliner Psychiater Johannes Heinrich Schultz aus der Hypnose entwickelt. Heute ist das autogene Training eine weit verbreitete und anerkannte Methode, um Stress und psychosomatische Störungen zu behandeln. Während die Methode für Erwachsene sehr rasch in ganz Europa bekannt wurde, beschäftigen sich Fachleute heute auch zunehmend mit dem Autogenen Training für Kinder.
Das autogene Training wird meistens in Gruppen-, und nur selten in Einzelkursen, unter Anleitung eines Psychologen oder eines Arztes erlernt. Von einem Selbststudium zum erlernen des Autogenen Trainings raten Mediziner eher ab.
Zu Beginn des Autogenen Trainings nimmt man zunächst eine bequeme Haltung ein. In der Regel handelt es sich dabei um eine sitzende Position. Man sitzt mit gesenktem, nach vorn gebeugtem Kopf, die Hände ruhen entspannt auf den Oberschenkeln, was auch als Droschkenkutscherhaltung bezeichnet wird. Anfängern fällt es zu Beginn oft leichter, im Liegen zu trainieren. Prinzipiell kann aber in jeder Haltung trainiert werden, in der die Muskeln vollkommen entspannt werden können.
Die Übungen bestehen aus kurzen, formelhaften Vorstellungen, die sich der Übende konzentriert mehrere Male im Geiste vorsagt. Diese Formeln und Sätze werden jedoch nicht vom Therapeuten vorgesagt, sondern jeder Übende hat seine eigenen Formeln, mit denen er sich zu beeinflussen versucht. Diese werden in Gedanken ausgesprochen. Dieses „Selbstvorsagen" ist wichtig, da sonst nicht sicher ausgeschlossen werden kann, dass eine Hypnose durch den Therapeuten stattfindet. Zudem kann der Übenden nur durch das Vorsagen der Formeln im Geiste den entspannten Zustand später auch selbst herbeiführen. Beim Vorsagen der Sätze wird versucht, sich Vorstellungen möglichst intensiv vor Augen zu führen. Dies findet in der so genannten Unterstufe des autogenen Trainings in verschiedenen Übungen statt:
Im Rahmen dieser Übungen wird versucht, durch konzentrierte Vorstellung eines Effektes umgekehrt dessen „Ursache" herbeizuführen. Die autosuggestive Vorstellung schwerer Arme und Beine löst beispielsweise eine Entspannung der Muskulatur aus, die anschließende Vorstellung von warmen Armen und Beinen eine vermehrte Durchblutung. Die Rücknahme, ein bewusstes Aufwachen, soll die Nervenenden an den Erfolgsorganen, Muskeln und Gefäßwänden aktivieren.
In der so genannten "Oberstufe" des Autogenen Trainings kommt es später dann zur Vorstellung von Bildern und selbst gewählten Situationen. Die Übenden sollen sich in eine Szene hineinversetzen und sie in ihrer Vorstellung erleben. Durch den entspannten Zustand, der durch die einführenden Übungen herbeigeführt wurde, kann so eine Möglichkeit für neue Lösungen von Problemen gefunden werden. Dabei werden Selbsterkenntnis und bewusstes Nachdenken geübt und gefördert.
Vor allem bei jüngeren Kindern kann das Autogene Training auch spielerisch vermittelt werden. Dazu werden die Übungen zum Teil in Phantasiegeschichten eingebaut, die jedoch immer auch Bezug zum Alltag und zu den Problemen der Kinder haben sollen.
Autogenes Training kann zur Bewältigung zahlreicher Problemstellungen und aus verschiedensten Gründen eingesetzt werden. Kinder können bei den Übungen lernen, ihren Körper besser wahrzunehmen und sich den Wechselwirkungen zwischen Körperempfindungen und Gefühlen bewusst zu werden. Zu den häufigsten Anwendungsgebieten des autogenen Trainings zählen:
Die Fähigkeit, autogenes Training zu erlernen, nimmt mit der zunehmenden Ausprägung neurotischer oder psychotischer Tendenzen ab. Die Eltern sollten, wenn das Kind Autogenes Training erlernt, versuchen eine gewährende Haltung einzunehmen. Sie sollten es in den Übungen bestärken, es aber nicht zum Üben drängen.
Letzte Aktualisierung am 18.11.2009.