Abweichungen des normalen und symmetrischen Knochenbaus in den Beinen können nicht nur zu sichtbaren Auffälligkeiten, sondern auch zu Folgeschäden führen. Die Abweichungen können unterschiedlicher Art sein. Als Beinachsenfehler oder Abwinklungen werden X-Beine (Genu valgum) und O-Beine (Genu varum) bezeichnet. Das Kniegelenk weicht nach innen beziehungsweise außen ab. Auch Unterschiede in der Länge der beiden Beine kommen bei vielen Menschen vor (Beinlängendifferenzen). Eine Behandlung der Abweichungen im Beinskelett kann bei geringeren Veränderungen meist nichtoperativ geschehen. In schwereren Fällen kann aber eine Korrekturoperation an den Knochen erforderlich sein.
Die O-Beine, X-Beine und Längendifferenzen können entweder angeboren oder erworben sein. Eine angeborene Störung in diesem Sinne kann eine Formabweichung der Knochen oder ein geschwächtes Bindegewebe sein. O-Beine sind bei Kindern in einem Alter bis zwei Jahren als normal anzusehen und stellen erst dann einen krankhaften Befund dar, wenn sie nach dieser Zeit nicht zurückgehen. Für erworbene Abweichungen der Knochen in den Beinen können verschiedene Ursachen vorliegen. Allgemein können unter anderem folgende Gründe vorliegen:
Speziell bei Beinlängendifferenzen können noch weitere Ursachen möglich sein. Dazu gehören Beckenabweichungen, Skoliose (Wirbelsäulenverkrümmung) oder der Morbus Perthes, eine im Kindesalter häufige Krankheit mit Absterben und Umbauvorgängen des Oberschenkelknochens an der Hüfte. Bei etwas älteren Kindern kann für X-Beine oder O-Beine starkes Übergewicht eine Ursache darstellen.
Bei stärkerem Ausmaß können X-Beine, O-Beine sowie auch Beinlängendifferenzen kosmetisch auffällig werden. Das Hauptproblem bei den Veränderungen sind jedoch die Beschwerden und Folgeschäden aufgrund der ungünstigen Belastung. Durch alle diese Abweichungen können Schmerzen entstehen. Bei Beinachsenfehlern (X-Beine, O-Beine) betreffen sie meist hauptsächlich das Knie. Beinlängenunterschiede können eher zu Schmerzen im Bereich von Becken und Hüfte, Rücken sowie auch Schulter und Hals führen.
Über längere Sicht können sich Schäden ergeben. Bei X-Beinen kommt es zur Belastung im zur Seite gerichteten Anteil des Knies, bei O-Beinen im nach innen zeigenden Bereich des Knies. Durch die verstärkte Abnutzung des Knorpels im Gelenk kann eine Arthrose (Gelenkverschleiß) entstehen. Beinlängenunterschiede werden oft als Beckenschiefstand auffällig. Weiter kommt es zu Verkrümmungen der Wirbelsäule (Skoliose). Dort kommt es ebenfalls zur verstärkten Abnutzung, was zu einer Wirbelsäulenarthrose (so genanntes Facettensyndrom) führen kann.
Nach einer Befragung des Patienten oder der Eltern (Anamnese) untersucht der Arzt das Kind. Eine Fehlstellung kann in den meisten Fällen problemlos gesehen werden. Eine genauere Beurteilung der Veränderungen ist oft im Röntgenbild möglich. Das Skelett kann in den betroffenen Bereichen regelrecht vermessen werden. Nicht selten kann auch eine Ganganalyse sinnvoll sein.
Wirkt ein Bein kürzer als das andere, so kann auch eine funktionelle Beinlängendifferenz vorliegen, der an sich durch einen Beckenschiefstand bedingt ist.
Geringgradige Abweichungen von der normalen Statik müssen oft gar nicht behandelt werden. Ansonsten kommen nichtoperative und, meist in schwereren Fällen, operative Verfahren in Frage.
Konservative Therapie
Eine nichtoperative (konservative) Therapie besteht in erster Linie darin, die Fehlstellung zu beheben. Dies geschieht in vielen Fällen durch spezielle Schuheinlagen. Bei X- und O-Beinen wird mit Einlagen an einem Rand des Schuhs gearbeitet, bei Beinlängenverkürzungen kommen Einlagen zur kompletten Sohlenerhöhung zum Einsatz. Des Weiteren kann eine Krankengymnastik oft sinnvoll sein.
Operation
Eine Möglichkeit bei den Krankheitsbildern besteht darin, an bestimmter Stelle ein Stück Knochen zu entnehmen (Osteotomie) und gegebenenfalls auch an anderer Stelle Knochen einzufügen. Die Knochenanteile werden mit Strukturen wie Platten und Schrauben wieder miteinander befestigt. Eine andere Operationsvariante, die manchmal angewendet kann, ist die Versteifung oder Verödung der Wachstumsfuge (Epiphyseodese). Sie kann, je nach Alter und Schwere der Veränderung, zeitlich begrenzt oder dauerhaft wirksam sein.
Die Prognose hängt davon ab, wie ausgeprägt die Veränderungen sind. Erschwerend können sich Umstände wie z. B. stärkeres Übergewicht auswirken. Vor allem bei X-Beinen, aber auch bei O-Beinen in der frühen Kindheit besteht eine gute Chance, dass sich später ein Normalbefund zeigt. Es können aber auch bleibende Veränderungen vorhanden sein und auch Spätschäden entstehen, z. B. ein Verschleiß in den Gelenken (Arthrose).
Letzte Aktualisierung am 26.10.2009.