Als Stillen oder Brusternährung wird die natürliche Ernährung und Versorgung eines Kindes durch die mütterliche Brust bezeichnet. Wenn eine Frau ein Kind zur Welt gebracht hat, kommt es nach der Geburt des Kinds durch hormonelle Umstellungsvorgänge automatisch zur Milchbildung in der Brustdrüse der jungen Mutter. Die Mutter kann das Neugeborene nach der Geburt somit sofort stillen. Muttermilch ist die ideale Ernährung für das Neugeborene. Experten empfehlen deshalb, ein Kind mindestens sechs Monate lang voll zu stillen.
Im Anschluss sollte neben der Zufütterung einer geeigneten Beikost mindestens bis zum Ende des ersten Lebensjahrs weiter gestillt werden. Durch das Stillen wird zudem die emotionale Beziehung zwischen Mutter und Kind gefördert. Des Weiteren wird die Wundheilung im Bereich der Gebärmutter nach der Geburt angeregt, wenn die Mutter ihr Neugeborenes Kind stillt. Durch das Saugen des Kindes an der Brust wird das Hormon Oxytocin ausgeschüttet, das auch die Wochenbettwehen und damit die Gebärmutterrückbildung beschleunigt. Zudem kann das Brustkrebsrisiko der Mutter durch das Stillen ihres Kindes nachweislich gesenkt werden.
Um richtig und erfolgreich zu stillen, ist es jedoch wichtig, dass die Mutter einige Grundregeln kennt. Im Idealfall informiert sie sich schon während der Schwangerschaft über den Vorgang des Stillens, sodass sie nach der Geburt ihres Kindes gut vorbereitet ist. Fast alle Stillprobleme können gelöst werden, wenn rechtzeitig bei Hebamme, Stillberaterin oder Arzt um Rat gefragt wird.
Was ist eine Stillberatung und wo werden Stillberatungen angeboten?
Das Stillen eines neugeborenen Kindes ist für eine junge Mutter zwar ein natürlicher Vorgang, jede Mutter muss jedoch zunächst mit der richtigen Stilltechnik vertraut gemacht werden. Früher wurde dieses Wissen von Generation zu Generation weitergegeben. In der heutigen Zeit übernehmen Stillberaterinnen und Hebammen diese Aufgabe.
Es ist für jede schwangere Frau ratsam, sich schon im Laufe der Schwangerschaft mit dem Stillen zu beschäftigen. In Kursen zur Geburtsvorbereitung oder in Hebammenzentren können sich werdende Mütter schon vor der Geburt ausführlich über das Stillen und die richtige Ernährung in der Stillzeit informieren.
Einige Kliniken bieten auch spezielle Still- und Vorbereitungstreffen für Schwangere an.
Dort wird beispielsweise das erste und richtige Anlegen des Kindes an die Brust besprochen, für das sich die junge Mutter viel Zeit nehmen sollte. Die klassische Stillposition ist der Wiegegriff, bei dem das Kind vorne im Arm der Mutter liegt. Dabei kann der Säugling zusätzlich mit einem Kissen gestützt werden. Es existiert jedoch eine Vielzahl weiterer Stillpositionen, bei denen das Kind im Sitzen, liegen oder im Stehen gestillt werden kann. Während in einem Arm der Säugling gehalten wird, hält die andere Hand die Brust. Die Brustwarze wird dem Säugling mit Daumen und Zeigefinger in den Mund gelegt. Dieser muss die Brustwarze und einen Großteil des Warzenhofes in den Mund bekommen. Die junge Mutter muss zu Beginn meist viel Geduld und Ausdauer investieren, bis sich der Stillrhythmus eingespielt hat.
Auch auf die richtige Ernährung der Mutter während der Stillzeit wird von Hebammen und Geburtsvorbereiterinnen in den Kursen eingegangen. Die junge Mutter sollte besonders in der Zeit des Stillens auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr von mindestens zwei Litern pro Tag achten. Der Säugling verlangt zu Beginn in der Regel sehr oft nach der Brust, ein Anlegen von acht bis zehn Mal täglich ist am Beginn der Stillperiode somit nicht ungewöhnlich. Vor allem wenn das Kind voll gestillt wird sollte die Mutter außerdem auf eine ausreichende Nährstoffzufuhr achten. Besonders vitamin- und ballaststoffreiche Mahlzeiten sind deshalb in der Stillperiode sehr wichtig.
Daneben sollten vor allem viel Obst, Gemüse, Vollkornprodukte, Milchprodukte und Eiweiß auf dem Speiseplan stehen. Zudem kann der behandelnde Arzt es unter Umständen für sinnvoll erachten, der Mutter Jodtabletten zu verschreiben, um eine ausreichende Versorgung mit Jod zu gewährleisten. In einer Still- und Ernährungsberatung durch Hebammen kann außerdem ausführlich auf bestimmte Lebensmittel eingegangen werden, die beim Säugling möglicherweise Blähungen oder Hautprobleme verursachen können. Auch für allergiegefährdete Säuglinge können spezielle Tipps und Hilfestellungen in Bezug auf die richtige Ernährung gegeben werden.
Ein Zufüttern sollte, wenn das Kind voll gestillt wird, möglicht vermieden werden. Experten empfehlen, dass ein Säugling in den ersten sechs Monaten ausschließlich Muttermilch bekommen sollte. Um in der Stillzeit gut beraten zu sein, sollten sich werdende Mütter deshalb bereits in der Schwangerschaft an ihren Frauenarzt oder direkt an ein Hebammenzentrum wenden und sich über Angebote zu Geburtsvorbereitungen und Stillberatungen informieren. Nach der Geburt kann auch der Kinderarzt Hilfestellungen bei Fragen rund um das Stillen und Säuglingsernährung geben.